Aktualisieren: 14.02.2021 21:47
Freigegeben: 14.02.2021, 15:20
Berlin/Prag – Deutschland hat seit Mitternacht offiziell permanente Grenzkontrollen an der Grenze zu Tschechien erneuert. Grund ist die schlechte Seuchenlage in Tschechien, das Deutschland mittlerweile als Gebiet mit einer hohen Inzidenz von Coronavirus-Mutationen einstuft. Die Ministerpräsidenten von Sachsen und Bayern, Michael Kretschmer und Markus Söder, bezeichneten die Schritte als unvermeidlich, richtig oder pragmatisch. EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakidis kritisierte Deutschlands Entscheidung. Der Verkehr an der Grenze verlief am Sonntag ohne größere Komplikationen, doch nach Polizeiangaben könnte sich die Lage am Montag ändern.
Verschärfte Epidemiebewertungen erschweren die Reise zwischen Tschechien und Deutschland weiter. Nur deutsche Staatsbürger und in Deutschland lebende Ausländer dürfen die Grenze mit einem negativen Testergebnis passieren. Sie müssen bei der Ankunft unter Quarantäne gestellt werden. Ausnahmen von der Quarantäne sind unter anderem Träger, die sich ebenfalls Tests unterziehen müssen. Auch Personen, die durch Deutschland reisen möchten, benötigen eine Analyse, allerdings muss in diesem Fall die Durchreise aus humanitären Gründen dokumentiert werden.
Einige Passagiere haben auch Ausnahmen von der Maßnahme. Ab Mittwoch hat das Bundesinnenministerium die Quarantäne-Ausnahmen für tschechische und Tiroler Fahrgäste verlängert und das tägliche Reisen ermöglicht alle wesentlichen Berufe. Der jeweilige Beruf liegt im Ermessen der Regierungen der Länder Sachsen und Bayern. Sachsen gewährte Tschechen, die zur Arbeit im Gesundheitswesen, in der Krankenpflege und in der Landwirtschaft reisten, zunächst Ausnahmen, Bayern ging freier weiter.
Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer hat die Wiederaufnahme der Kontrolle an der Grenze zu Tschechien als unausweichlich bezeichnet. Er äußerte auch große Besorgnis über die Ereignisse in der Tschechischen Republik, nachdem das Parlament den derzeitigen Ausnahmezustand nicht verlängert hatte. Doch am Sonntag rief die Regierung nach einer Einigung mit den Gouverneuren für zwei Wochen den neuen Ausnahmezustand aus.
Am Sonntag kam Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, um den Grenzübergang Schirnding/Pomezí nad Ohří über die Grenzsituation zu beruhigen. Ihm zufolge war die Wiederaufnahme der Kontrolle die richtige und pragmatische Entscheidung, da kein Zweifel daran bestand, dass Tschechien im Mittelpunkt der britischen Coronavirus-Mutation stand. Er wiederholte auch das Angebot Bayerns, tschechische Patienten zu behandeln. „Die Wiederherstellung der Kontrolle ist nicht das Ende Europas, wie manche sagen. Das ist Unsinn“, sagte der bayerische Ministerpräsident.
Die Einführung permanenter Grenzkontrollen in den letzten Tagen wurde von der Europäischen Kommission kritisiert. Gesundheitskommissarin Stella Kyriakidis sagte der Augsburger Allgemeinen, die Angst vor einer Mutation des Coronavirus sei verständlich, aber die Schließung der Grenzen habe die Situation nicht gelöst. „Impfung und gründliche Hygiene helfen, Mutationen zu verhindern. Ich halte es für falsch, wie im März 2020 mit geschlossenen Grenzen nach Europa zurückzukehren“, sagte er.
Bundesinnenminister Horst Seehofer wies am Samstag Kritik aus der EU zurück. „Die Europäische Kommission sollte uns unterstützen und uns nicht mit billigen Ratschlägen Stöcke vor die Füße werfen“, sagte er.
Im heutigen Interview mit der Sunday Bild am Sonntag sagte Seehofer, man habe aufgrund der Ermittlungen eine Frontlinie bilden können, denn die Polizei wolle nach seinen Angaben alle kontrollieren.
Die bayerische Polizei gab heute Nachmittag bekannt, dass sie seit Mitternacht 717 Menschen an der Grenze zu Tschechien kontrolliert hat, von denen 288 in Bayern nicht behandelt wurden. Ein Sprecher der Bundespolizei in Passau sprach am Morgen von der ruhigen Lage an der Grenze, warnte aber auch, dass es an Wochentagen, wenn Pendler ankommen wollten, „auf jeden Fall anders aussehen wird“. Auch an der tschechisch-sächsischen Grenze ist die Lage heute ruhig, mit Ausnahme der Anschlussstelle der Autobahn D8 zwischen Prag und Dresden, wo Sie warten müssen.
Auch zwischen Tschechien und Deutschland war der Bahnbetrieb in beide Richtungen unterbrochen. Auch Personen, die sich für eine Flugreise von Tschechien nach Deutschland entschieden haben, sollten sich auf eine Kontrolle vorbereiten.


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